von Gerald Müller
Thüringer Sportmediziner reden auf ihrem Symposium auch über die Corona-Folgen
Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Getreu dieses Mottos veranstalten die Thüringer Sportmediziner am Wochenende in Oberhof ihr 24. Sporttraumatologisches Symposium, das bereits vor einem Jahr stattfinden sollte. Doch Corona verhinderte das. Wir sprachen mit Olaf Schlonski, dem Vorsitzenden des Sportärztebundes, der Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie am SRH-Klinikum Walterhausen-Friedrichroda ist.
Oberhof. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Getreu dieses Mottos veranstalten die Thüringer Sportmediziner am Wochenende in Oberhof ihr 24. Sporttraumatofogisches Symposium, das bereits vor einem Jahr stattfinden soUte. Doch Corona verhinderte das. Wir sprachen mit Olaf Schlonski, dem Vorsitzenden des Sportärztebundes, der Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie am SRH-Klinikum Friedrichroda-Walterhausen ist.
Wie viele Mitglieder hat der Sportärztebund? Ungefähr 120. Die Zald der Sportmediziner in Thüringen, die eine entsprechende Ausbildung haben, liegt bei rund 200.
Im wenigen Tagen beginnen in Peking die Olympischen Spiele. Ist die Austragung richtig oder falsch? Ich finde gut, dass Olympia stattfindet allein wegen des völkerverbindenden Charakters der Spiele und der teilweise jahrelangen Vorbereitungszeit der Sportler. Wie aktuell allerdings die Handball-EM zeigt, können Infektionen nicht ausgeschlossen beziehungsweise verhindert werden. Das muss in Kauf genommen werden. Letztlich sind die Sportler dank Impfung vor der Infektion selbst und bei Impfdurchbruch vor schweren Verläufen geschützt. Und sie sind medizinisch professionell betreut.
Im Freizeitsport ist das jeweils nicht unbedingt gegeben. Ja, da können Erkrankungen, vor allem ohne lmpfung für schwere Covid-Verläufe sorgen. Deshalb raten wir vor der Wiederaufnahme der sportlichen Betätigung auch zu einer sportmedizinischen Untersuchung mit besonderem Fokus auf die Herz- und Lungenfunktion. Eine genaue Empfehlung wollen wir auf dem Symposium erarbeiten.
Anders als der Profisport ist der Freizeitsport weiterhin nur sehr eingeschränkt möglich. Das ist bedauerlich und manche Maßnahme ist auch nicht nachvollziehbar, wenn ich nur an die wochenlangen Schließungen der Schwimmhallen denke.
Befürchten Sie langfristige Folgen? Ja, da auch Vereinssport nur bedingt möglich ist, könnten Kinder und Jugendliche den Bezug zum Sport verlieren. Medizinische Auswirkungen dessen sind vielleicht erst in einigen Jahren spür- und sichtbar. Denn 80 Prozent aller Krankheiten in Deutschland werden durch Bewegungsmangel hervorgerufen. Über 25 Prozent der Heranwachsenden sind adipös und damit im späteren Leben besonders gefährdet für Stoffwechsel-, Herz-Kreislauf-, Gelenk- und Gefäßerkrankungen. Ohne körperliche Aktivität wird diese Gruppe weiter anwachsen.
Was fordern Sie? Dass der Zugang zum Sport unbedingt gewährt werden muss. Das ist auch mit Blick auf den sozialen Aspekt sehr wichtig.
Sind Sie für eine lmplptlicht? Die Antwort fällt mir nicht leicht. Auch im Vorstand haben wir da unterschiedliche Meinungen. Letztlich überwiegt bei mir mehr ein Ja, allerdings ist mir auch bewusst, dass eine Umsetzung schwer möglich ist und gerade im Gesundheitsbereich zu enormen Ausfällen führen kann. Und ist der Nutzen dann ,wirklich größer als der Schaden?
Abseits von Cornna - über was wird beim Symposium in Oberhof noch debattiert? Wir sind uns einig, dass das Vorbeugen von Sportschäden mehr Aufmerksamkeit verdient. Denn Muskel und Bänderschädigungen treten häufig auf, oft sind auch das Sprunggelenk, das Knie sowie die Schulter und Ellenbogen betroffen. Nicht zuletzt durch die zunehmende Popularität von Fun-Sportarten muss sich deshalb die Sportmedizin ständig weiterentwickeln. Für uns sind Prävention und Diagnostik ebenso wichtig wie die Therapie und Rehabilitation von Verletzungen, wobei wir noch intensiver als früher versuchen müssen, durch Sport zu heilen.